Garnisongasse 24, 1090 Wien

Öffnungszeiten

Montag bis Freitag 9:30 bis 1h nachts geöffnet.

Feiertags geschlossen.

Von 8.6. bis 11.6. wegen Zwickeltag geschlossen.

An Samstagen gibt es die Möglichkeit für geschlossene Gruppen wie z.B. Geburtstagsfeiern zu reservieren.

Für Reservierungen, Vorbestellungen, etc. Tel.: 067764339540 oder per email: info[at]cafegagarin.at

 

 

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Still not loving War - Openclipart

kollektivgeführtes Lokal, das Raum für soziales Miteinander, gutes vegetarisches/veganes Essen, Kultur, Musik und Politik bietet

Statements des Café Gagarins

Stellungnahme zur Kampagne des WAS, 30.11.22 *english version below*

Seit Mai 2022 sind wir mit den Anschuldigungen des WAS (Wiener ArbeiterInnen Syndikat) konfrontiert. Wir, das sind die 13 bis 16 Menschen, die das Café Gagarin betreiben und gestalten. Wir, das sind die Arbeiter*innen und Kollektivmitglieder des Café Gagarin. Wir, das sind ALLE im Gagarin. (Wenn ihr mehr über unsere Struktur wissen wollt, klingt auf „Über uns“.)

Die Anschuldigungen, das waren drohende Briefe, reißerische Rundmails über Verteiler, Belästigung und Anschreien von Arbeiter*innen am Arbeitsplatz. Wir möchten uns nicht auf dieses Niveau begeben und fahren keine Gegenkampagne. Bitte lest diesen Text und fragt bei uns direkt nach, bevor ihr euch eine Meinung bildet, wenn ihr das Bedürfnis habt.

 

Die Methode

Seit Mai bekommen wir Briefe durch das WAS, das eine Zahlung von 5.000 Euro an eine ehemalige Arbeiter*in im Gagarin fordert. Insgesamt hätten wir uns durch nicht bezahlte Ansprüche der Person 28.000 Euro gespart – eine Aufschlüsselung gab es nicht. Entgegen der Veröffentlichungen des WAS hat es mehrere Gesprächs- und Schlichtungsangebote gegeben: Wir haben sowohl mehrere individuelle Treffen angeboten, als auch eine Einladung zu unserer Lohnverrechnung, um die Forderungen zu prüfen. Einzig ein Gespräch mit jeweils drei Vertreter*innen von Gagarin und WAS wurde angenommen. Dabei wurde uns klar gemacht, dass das WAS alleine an einer Geldzahlung interessiert sei – weder an Schlichtung, noch an gemeinsamer Berechnung etwaiger ausstehender Zahlungen. Nachdem wir angeschrien wurden, sind wir gegangen. Bei allem Verständnis für Emotionalität in Arbeitskonflikten – ein Mindestmaß an Umgangsformen kann auch darin beibehalten werden.

Daraufhin folgten Drohungen, vor Gericht zu gehen. Wir haben uns daraufhin an die Rechtsvertretung der WKO gewandt. Eine andere Stelle wäre uns auch lieber gewesen, da wir aber als Gewerbe registriert sind, ist das die einzige kostenlose Rechtsvertretung, die wir in Anspruch nehmen können. Auf einen Brief der Schlichtungsstelle wurde nicht geantwortet. Wir fanden die Idee, die Angelegenheit vor dem Arbeits- und Sozialgericht zu klären, gar nicht so abwegig – dafür ist es ja da. Dafür scheint das WAS aber nicht bereit zu sein.

Nach drei Monaten ohne Meldung kam nun ein weiterer drohender Brief. Wir wurden wiederum aufgefordert, 5.000 Euro zu zahlen, sonst würde zum „Boykott“ aufgerufen und eine Kampagne gegen uns gefahren. Mit Gericht wurde nicht mehr gedroht. Unsere Rechtsberatung hat uns daraufhin dringend empfohlen, uns an die Polizei zu wenden. Wir haben natürlich 1.312 gute Gründe das nicht zu tun! Aber es gibt einen Eindruck über das Vorgehen des WAS. 

Bitte unterstützt uns, indem ihr unsere Gegendarstellung verbreitet. 

 

Die Anschuldigungen zu Diskriminierung und Struktur

Es ist Teil unserer gemeinsamen kollektiven Praxis, uns kontinuierlich mit internen Konflikten und Strukturen auseinanderzusetzen. Diese können z.B. implizite Wissenshierarchien betreffen, die praktische und empfundene Verteilung von Arbeitslast, Unzufriedenheit mit Kommunikationsstrukturen, und natürlich auch unterschiedlicher Positioniertheit der Arbeiter*innen im Gagarin aufgrund von Gender, Herkunft, Klasse/finanzieller Absicherung, etc. Es ist unser Anspruch, den unterschiedlich gestalteten Bedürfnissen, Verletzlichkeiten und Befähigungen aller Arbeiter*innen Raum zu geben, um gleiche Gestaltungs- und Teilhabemöglichkeiten zu gewährleisten. Wir haben diesem Thema unsere moderierte 3-tägige Jahresklausur 2021 gewidmet (und nein, dies war nicht Alleininitiative der vom WAS vertretenen Person, sondern wurde kollektiv entschieden und organisiert). Wir geben dem Thema strukturell auf monatlichen und wöchentlichen Plena Raum. Wir benutzen immer englisch als Kommunikationssprache, wenn auch nur eine Person dies vorzieht. Es werden alle Arbeiter*innen proaktiv zu allen Plena eingeladen. Wir benutzen anonyme Feedback-Mechanismen zu Arbeitsabläufen und gemeinsam erarbeitete Kommunikationsregeln für den schriftlichen Austausch.

Das heißt nicht, dass wir alles immer hinkriegen. Kein Kollektiv (innerhalb eines breiteren gesellschaftlichen Kontexts, wohlgemerkt, und als Geschäftslokal in einer kapitalistischen Wirtschaftsordnung) kann von sich behaupten, alle expliziten und impliziten Hierarchien auf Dauer und vollständig aufgelöst zu haben. Aber wir arbeiten kontinuierlich daran und alle können mitreden. Wir verstehen auch, wenn nicht jede Person, die Teil des Gagarin wird, dabei bleiben mag – das Gagarin bedeutet eben auch viele Plena, dass unsere Einkommen von Lockdowns usw. abhängt, mal einen stressigen Abend, wenn unerwartet viele Leute ins Lokal kommen, usw. Wir verstehen aber nicht, warum wir deshalb so sehr unter der Gürtellinie angegriffen werden und an unserem Arbeitsplatz belästigt werden sollen.

Wir haben keine Chefs, wir sind alle Arbeiter*innen und Verwalter*innen des Gagarin. Es gibt keine Arbeitgeber*in, die durch das WAS angegriffen wird – nur Arbeiter*innen, ihr Wohlbefinden, möglicherweise ihr Einkommen. Und ein toller Ort für viele Menschen, die gerne an einem antirassistischen, antisexistischen, antifaschistischen, an einem Ort ohne Konsumzwang Zeit verbringen. Ach ja, und mit gutem Essen für Alle.

 

Die Geldforderungen

Das WAS behauptet, dass wir uns an der von ihnen vertretenen Person in 2,5 Jahren 28.000 Euro gespart haben. Hier ein kurze Rechnung, um diese Zahl zu dekonstruieren: Nach unserer Überschlagung müssten den 28.000 Euro ein ca. 20-25 Stundenanstellung zugrunde liegen (ohne Lockdowns und Schließlungen). Die Person hat aber über die Anstellungszeit geringfügig im Gagarin gearbeitet, nicht mehr, und war auch entsprechend angemeldet – so wie alle Arbeiter*innen im Gagarin. Eine Aufschlüsselung haben wir wie gesagt mehrmals angefragt, aber nie erhalten.

 

Umverteilungsmechanismen

Im Gagarin fließen gemeinsam erwirtschaftete Gewinne nicht ab, sondern bleiben im Lokal. Es wird kollektiv entschieden, wofür das Geld verwendet werden soll. Es stimmt, seit Frühjahr 2020 gab es da wenig zu entscheiden (und die vom WAS vertretene Person hat im Herbst 2019 bei uns angefangen) – aber das lag daran, dass es seit dem ersten Lockdown keine Gewinne gab. Erst seit Oktober 2022 (Start der Universität im Präsenzbetrieb) läuft das Geschäft allmählich wieder auf dem Niveau von vor dem Pandemieausbruch, wobei nun liegengebliebene Rechnung zu bezahlen sind und die Fixkosten, wie überall, gestiegen sind.

Hier sei aber zu erwähnen:

  • dass alle koordinierende Arbeitszeit, die in den Lockdowns anfiel, ehrenamtlich weitergeführt wurde, um das Lokal als Ort und als Einkommensquelle zu erhalten
  • dass alle Arbeiter*innen des Gagarins, trotz Mehrkosten, angemeldet blieben und gehalten worden sind, die das wollten und brauchten (Kurzarbeit kann man bei geringfügig Angestellten übrigens nicht ansuchen)
  • dass es in den Lockdowns solidarische, bedürfnisorientierte Umverteilung zwischen Mitgliedern des Gagarin gab
  • dass eine große Summe der staatlichen Fördermittel an die Arbeiter*innen ausgeschüttet und nicht im Betrieb gehalten wurden.

Trinkgeldauszahlungen hat es im Gagarin natürlich immer in Form der Mitarbeiter*innenkassa gegeben. Dieses Geld wurde ¼-jährlich und nach Solidaritätsprinzip verteilt, z.B. nach Bedarf für Versicherungsbeiträge, etc. (Und wohlgemerkt konnte während der Lockdowns kein Trinkgelder generiert werden ohne Gäste.) Seit diesem Sommer verteilen wir das Trinkgeld nun ebenmäßig und monatlich nach Arbeitsstunden, um kontinuierlicher zusätzliches Geld an alle Arbeiter*innen fließen zulassen. Diese Entscheidung wurde kollektiv im Plenum getroffen und wird seither umgesetzt. Ja, wir praktizieren Solidarität und ja, wir entscheiden gemeinsam über unsere Strukturen und ändern sie auch gemeinsam.

 

Dies ist ein langes Schreiben. Vor Allem deshalb, weil wir uns nicht tagtäglich mit dem WAS auseinandersetzen möchten: Für einen Medienkrieg haben wir weder Energie noch Lust. Wenn ihr weitere Fragen habt: Schreibt uns! Fragt uns! Wenn ihr Texte des WAS lest, überlegt euch, wie ihr den Stil und den Tonfall empfindet. Das ist kein Arbeiter*innenkampf!

Das Gagarin steht auch für Arbeiter*innenkampf – es ist ein Lokal ohne Chefs. Oder eines, in dem alle Arbeiter*innen Chefs sind. Wir hoffen, wir sehen euch bald.

Das Café Gagarin Kollektiv

 

 

Statement on the WAS campaign, 30.11.2022

Since May 2022 we are confronted with the accusations of the WAS (Wiener ArbeiterInnen Syndikat). We, that means the 13 to 16 people who run and design Café Gagarin. We, that means the workers and collective members of Café Gagarin. We, that means ALL workers in the Gagarin. (If you want to know more about our structure, click on "Über uns").

The accusations were threatening letters, sensational accusation circulated via distribution lists, harassment and shouting at workers in the workplace. We do not want to stoop to this level and are not running a counter-campaign. Please read this text and ask us directly before forming an opinion, if you feel the need to do so.

 

The method

Since May we have been receiving letters through WAS demanding a payment of 5,000 Euros to a former worker at Gagarin. In total we are accused to have saved 28,000 euros by not paying the person's claims – there was no breakdown of the figures however. Contrary to the publications of the WAS, there have been several offers of talks and mediation: We have offered several individual meetings as well as an invitation to our Lohnverrechnung to review the claims. Only one meeting with three representatives of each Gagarin and WAS was accepted. There it was made clear to us that WAS was only interested in a monetary payment – neither in mediation nor in a joint calculation of any outstanding payments. After we were yelled at, we left. With all due understanding for emotionality in labor disputes, a minimum of manners can be maintained.

This was followed by threats to go to court. We then turned to the legal representation of the WKO. We would have preferred another agency, but since we are registered as a trade, this is the only legal representation we can avail ourselves of. There was no response to a letter sent from our legal support. We thought that the idea of taking the matter to the labor and social court was not that far-fetched – that's what it's there for. But WAS does not seem to be willed to do that.

After three months without contact, another threatening letter arrived. Again, we were asked to pay 5,000 Euros, otherwise WAS would call for a "boycott" and start an international campaign against us. We were no longer threatened with court action. Our legal advisor then strongly recommended that we contact the police. Of course, we have 1,312 good reasons not to do so! But it does give an impression of the actions of the WAS. 

Please support us by spreading our counterstatement.

 

The allegations of discrimination and structure

It is part of our common collective practice to continuously deal with internal conflicts and structures. These can concern, for example, implicit knowledge hierarchies, the practical and perceived distribution of workload, dissatisfaction with communication structures, and, of course, different positioning of workers in Gagarin based on gender, origin, class/financial security, etc. It is our claim to give space to the differently shaped needs, vulnerabilities and empowerments of all workers in order to guarantee equal possibilities of shaping and participating. We have dedicated our externally moderated 3-day annual retreat 2021 to this topic (and no, this was not the sole initiative of the person represented by WAS, but was decided and organized collectively). We structurally give space to the topic on monthly and weekly plenaries. We always use English as the language of communication, even if only one person prefers it. All workers are proactively invited to all plenaries. We use anonymous feedback mechanisms on work processes and jointly developed communication rules for written exchanges.

 

This is not to say that we always get everything right. No collective (within a broader social context, mind you, and as a place of business in a capitalist economic order) can claim to have permanently and completely dissolved all explicit and implicit hierarchies. But we are continuously working on it and everyone can have a say. We also understand if not every person who becomes part of the Gagarin may stick with it – being part of the Gagarin also means many plenums, that our income depends for example on lockdowns, sometimes a stressful evening when unexpectedly many people come to the place, etc. But we don't understand why we should be attacked so much below the belt and harassed at our workplace because of that.

We don't have bosses, we are all workers and administrators of the Gagarin. There is no employer who is attacked by the WAS – only workers, their well-being, and possibly their income. And a great place for many people who like to spend time in an antiracist, antisexist, antifascist, in a place without consumerism. Oh yes, and with good food for all.

 

The money claims

WAS claims that we have saved ourselves 28,000 Euros in 2.5 years on the person they represent. Here is a short calculation to deconstruct this figure: According to our calculation, the 28,000 euros would be based on a 20-25 hour employment (without lockdowns and closures). However, the person has worked not more than geringfügig during their time at Gagarin, and was registered accordingly – like all workers at Gagarin. We asked for a detailed calculation several times, but never received it.

 

Redistribution mechanisms

In Gagarin, jointly generated profits do not flow out, but remain in the Café. It is decided collectively what the money is to be used for. True, since spring 2020 there has been little to decide (and the person represented by WAS started with us in fall 2019) – but that was because there have been no profits since the first lockdown. Only since October 2022 (start of the university in attendance mode) has business gradually returned to pre-pandemic levels, though now there are postponed bills to pay and fixed costs have increased, as they have everywhere.

However, it is worth mentioning here:

  • that all the coordinating work that was done during the lockdowns was done on a voluntary basis, in order to keep the place as a social place and as a source of income.
  • that all workers of the Gagarin, despite additional costs, remained registered and were kept members, who wanted and needed it (by the way, you can't apply for Kurzarbeit for geringfügig Angestellte)
  • that during the lockdowns there was solidarity-based, needs-oriented redistribution between members of the Gagarin.
  • that a large sum of (lockdown related) state subsidies was distributed to the workers and not kept in the business.

Of course, tips were always paid out in the Gagarin in the form of the Mitarbeiter*innenkassa. This money was distributed ¼-yearly and according to the principle of solidarity, e.g. for insurance payments, etc. (And mind you, no tips could be generated during lockdowns without guests). Since this summer, we now distribute tips evenly and monthly according to hours worked, in order to allow additional money to flow to all workers on a more continuous basis. This decision was made collectively in the plenum and has been implemented since then. Yes, we practice solidarity and yes, we decide together about our structures and also change them together.

 

This is a long letter. Above all, this is because we do not want to deal with the WAS on a daily basis: We have neither energy nor desire for a media war. If you have further questions: Write us! Ask us! When you read WAS texts, think about how you feel about the style and tone. This is not a workers' struggle!

The Gagarin also stands for workers' struggle – it is a place without bosses. Or one where all the workers are bosses. We hope to see you soon!

The Café Gagarin Kollektiv

 

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Update 26.9.2022 *english version below*

Das Café Gagarin ist mit den Anschuldigungen von Seiten des WAS nicht einverstanden. Zu den Inhalten der Vorwürfe zu Arbeitsbedingungen und Kommunikation im Café haben wir bereits im Mai ein Statement veröffentlicht (siehe oben) – an unserem Standpunkt und der Zurückweisung dieser nicht nachvollziehbaren Forderungen hat sich nichts geändert. Hier möchten wir v.a. auf die Methode, mit der wir mit dem weiterhin andauernden Konflikt, der fortlaufenden Kampagne und den Klagsdrohungen gegen uns eingehen.
 

Um die Anschuldigungen des WAS zu klären, braucht es den Willen zu kooperieren. Dieser Wille wurde uns in den Gesprächen, die stattgefunden haben, bzw. mit der Manier, in welcher die Kampagne gegen uns lanciert wurde, nicht gezeigt. Im Gegenteil wurde in kurzer Zeit, sehr viel Druck ausgeübt, von uns vorgeschlagene Treffen nicht zugesagt, usw.

Das Gagarin ist eine Arbeitsstätte und einkommens-notwendig für viele von uns. Während der Pandemie war es schwierig, diesen Ort zu erhalten und gemeinsam weiter daran zu arbeiten. Nach den Einschränkungen durch die Pandemie ist es nicht viel leichter. Um uns selber zu entlasten, und weil in Konflikten externe Hilfe oft hilfreich ist, haben wir uns entschlossen, bei der Kommunikation mit dem WAS Unterstützung zu holen. Um den Druck auch von uns und vom Lokal als öffentliche Stätte zu nehmen. Ja, das Gagarin muss weiter geöffnet haben, um weiter durchzukommen, es gibt nach wie vor Schulden, es gibt nach wie vor Corona, es gibt nach wie vor tägliche struggles, um alle Rechnungen zahlen zu können und sich dabei nicht selbst aufzugeben. Es gibt selbstausbeuterische Momente, nicht bei einzelnen Personen, sondern bei allen. Um diese Last zu verringern, arbeiten wir nach wie vor und weiterhin wie immer intern an neuen Strukturen, besseren Arbeitsbedingungen, solidarischer Arbeitsverteilung und sozialem gegenseitigem support.

Dazu gehört auch, sich nicht mehr alles selbst aufzuladen. Die Zusammenarbeit mit einem/r Anwalt/Anwältin ist keine Drohung an das WAS, sondern eine Möglichkeit, etwas abzugeben. Wir sind der Kampagne des WAS seit Mai tagtäglich ausgesetzt, das zehrt an unsere Kräften. Darüber hinaus haben wir auf die Streitschlichtstelle der Wirtschaftskammer zurückgegriffen. Diese soll helfen, Konflikte zwischen Betrieben und Mitarbeiter*innen zu lösen. So wie betroffene Beschäftigte sich bei einer Gewerkschaft Unterstützung holen können, gibt es solche Unterstützungsstrukturen auch für Betriebe. Der Rückgriff auf die Wirtschaftskammer ist auch für uns kein glücklicher Schritt, wissen wir doch darum, dass diese grundsätzlich auf der anderen Seite stehen. Aber da es sich beim Café Gagarin rechtlich gesehen um einen Betrieb handelt, sind sie die einzige Anlaufstelle für uns, um Hilfe bzw. Unterstützung zu bekommen. Wir hätten dies lieber anders gehabt. Aber dafür muss das WAS sich erst einmal entscheiden, ob es ihr um die Vertretung der Interessen einer ehemaligen Beschäftigten geht, oder um eine Kampagne um das Gagarin einfach nachhaltig zu schädigen. Da eine konstruktive Klärung der arbeitsrechtlichen Forderungen jedoch von Seiten des WAS vermieden wurde, ist es hilfreich die Auseinandersetzung durch eine Schlichtungsstelle zu klären.

Weshalb das Gerücht im Umlauf ist, dass wir mit Le Firin zusammenarbeiten, ist uns unverständlich. Natürlich sind sowohl das Café Gagarin, als auch das Le Firin ähnlichen Angriffen des WAS ausgesetzt. Allerdings gab es bis jetzt weder einer Kontaktaufnahme noch Kooperation.

Und schließlich: Das WAS hat sich in unseren Augen, sehr populistischer Methoden bedient, welche wir nicht auf gleiche Weise kontern. Die Angriffe und Aussagen der Kampagne sind aufgeblasen oder schlichtweg falsch. Wir machen uns auch Gedanken um die Sinnhaftigkeit solcher „gewerkschaftlicher“ Kampagnen, sehen aber ein, dass wir als gegenüber in einem „Arbeitskampf“ gerade nicht in der Position sind, darüber zu urteilen. Das muss die Wiener Linke tun. Von unserer Seite gab es keine Drohungen und keine Angriffe. Auch ist es nicht in unserem Interesse, reißerische Blog-Einträge zu verfassen und Anschuldigungen zu erheben, oder einen Kleinkrieg in E-Mail- und Messenger-Listen auszukämpfen. Tatsächlich sind wir einfach daran interessiert, diesen Konflikt beizulegen, da auch wir sehr gerne wieder mehr Energie auf andere Dinge verwenden würden.

Bei aller Arbeitskampf-Rhetorik des WAS sei hier auch betont, dass das WAS eine ehemalige Mitarbeiterin vertritt, sicher aber nicht die zurzeit im Gagarin Beschäftigten (von denen wohlgemerkt alle gleichermaßen Arbeiter*innen sind – niemand bereichert sich privat, niemand ist Eigentümer*in).

Weiterhin bemühen wir uns in unseren Statements keine Beteiligten zu diffamieren oder weiteren Ärger vom Zaun zu brechen. Es ist schlicht und einfach notwendig, um auch uns zu entlasten. Um es noch einmal klar zu betonen, wir sind nicht einverstanden mit den Anschuldigungen und Methoden des WAS, deswegen wehren wir uns aber nicht gegen konstruktive Gespräche.

Wir hoffen, mit diesem Statement einige Fragen zu klären und Gerüchten entgegenzuwirken.

Das Café Gagarin Kollektiv

 

Update 26.09.2022

Café Gagarin cannot agree with the accusations made by WAS. We already published a statement on the content of the accusations regarding working conditions and communication in the café collective in May (see above) – our position and the rejection of these largely incomprehensible claims has not changed. Here we would like to focus on the method we use to deal with the ongoing conflict, with the ongoing campaign, and the threats of legal action against us.

In order to clarify the accusations of WAS, we need the will to cooperate. Such a will was not shown to us in the communication that took place or in the manner in which the campaign by WAS was launched against us. On the contrary, in a short time, a lot of pressure was exerted on us, meetings we offered were canceled, etc.

The Gagarin is a place of work and livelihood-sustaining income for many of us. During the pandemic, it was difficult to maintain this place and to continue working on it together. After the restrictions of the pandemic, it is not much easier now. To take some of the pressure off ourselves, and because outside help is often helpful in conflicts, we decided to seek assistance in communicating with WAS – in order to take the pressure off ourselves and the place as a public space. Yes, the Gagarin must continue to be open in order to continue to get by, there are still debts, there is still Corona, there are still daily struggles to be able to pay all the bills while not over-exploiting ourselves. There are self-exploitative moments, not by specific and single individuals, but by and for everyone. In order to reduce this burden, we are still working internally, as always, on new structures, better working conditions, solidarity in the distribution of work and social mutual support.

This also includes no longer loading everything onto our own shoulders. The cooperation with a lawyer that we have chosen is not a threat against the WAS, but a possibility to source out some work. Since May, we have been exposed to the WAS campaign on a daily basis, which is draining our strength. In addition, we have resorted to the dispute resolution service of the Chamber of Commerce (WKO). This is intended to help resolve conflicts between companies and employees. Just as affected employees can seek support from a union, such support structures also exist for companies. The use of the Chamber of Commerce is not a happy step for us either, as we know that they are basically on the other side. But since Café Gagarin is legally a business, they are the only point of contact for us to get help or support for free and that we can afford. We would have preferred this to be different. But for this, the WAS must first decide whether its campaigning is about representing the interests of one former employee or about a campaign to simply damage the Gagarin. However, since a constructive clarification of the labor claims has been avoided by WAS, it is helpful to clarify the dispute through an arbitration board.

Why the rumor is circulating that we cooperate with Le Firin is incomprehensible to us. Of course, both Café Gagarin and Le Firin are subject to similar attacks by WAS. However, so far there has been neither contact nor cooperation.

And finally: In our eyes the WAS has used very populist methods, which we do not and will not counter in the same way. Many attacks and statements of the campaign are inflated and simply wrong. We are also concerned about the meaningfulness of such "trade union" campaigns, but we realize that we, as opponents in a "labor dispute", are not in a position to judge them. That must be done by the Viennese Left. From our side there were no threats and no attacks. Nor is it in our interest to write lurid blog posts and make accusations, or to fight a small war in email and messenger lists. In fact, we're simply interested in settling this dispute, as we too would very much like to put more energy back into other things.

Despite all the labor dispute rhetoric of WAS, it should also be emphasized here that WAS represents a former employee, but certainly not the employees currently working at Gagarin (all of whom, mind you, are equally workers – no one enriches themselves privately, no one is an owner).

Furthermore, in our statements we do not try to defame anyone involved or to cause further trouble. It is simply necessary, in order to relieve also us. To stress it again clearly, we do not agree with the accusations and methods of the WAS, however we have not and do not resist constructive discussions.

We hope to clarify some issues and counter rumors with this statement.

The Café Gagarin Collective

 

*

 

Erstes Statement des Café Gagarin 19.5.22 *english version below*

Wir haben am 10.5.2022 einen Brief des WAS (Wiener ArbeiterInnen Syndikat) bekommen, in welchem dem Café Gagarin verschiedene Vorwürfe auf arbeitsrechtlicher, kommunikativer und struktureller Ebene (u.a. Rassismus und Sexismus) angelastet werden. Am Ende des Briefes stand eine nicht aufgeschlüsselte Zahlungsaufforderung von mehreren 1000 Euro sowie die Aufforderung, uns bis zum 18.5.2022 mit einer Stellungnahme zu den Vorwürfen schriftlich zurück zu melden. Von einer Zahlungsaufforderung bis zum 18.5.2022 war keine Rede. Das Schreiben hat uns sehr überrascht. Gemeinsam wurde ein Antwortbrief formuliert, mit einem konkreten Angebot für ein Treffen, um die offenen Fragen zu besprechen, sowie mit unserer Lohnverrechnung und Steuerberatung alle finanziellen Angelegenheiten abzuklären. Gerade weil wir eine Gruppe von mehr als 10 Leuten sind, hat dieser gemeinsam abgestimmte Formulierungsprozess auch die Woche innerhalb der gesetzten Frist in Anspruch genommen. (Auch dieses Statement hat viel Koordinationsarbeit beinhaltet und wird noch aktualisiert werden. Weil wir so viele Leute sind, braucht gemeinsame Meinungsbildung Zeit.) Am selben Abend kam eine Antwort des WAS, dass wenn wir die Geldforderung nicht bezahlen, bereits in derselben Nacht eine Kampagne gegen das Café Gagarin gestartet wird: „Warten bis in 3 Wochen bis wir mit eurer Steuerberatungskanzlei „reden“ ist sicher keine Option, … wir könnten uns alle viele Probleme ersparen, wenn ihr einfach zahlen würdet.

 

Teil unserer gemeinsamen kollektiven Praxis ist es u.a., sich auch ständig mit internen Konflikten und Strukturen auseinander zu setzen. Beispielsweise haben wir im November letzten Jahres unsere 3 tägige Klausur mit externer Moderation informellen Hierarchien, dem Aufdecken und Entgegenwirken von reproduziertem Sexismus und Rassismus und einer gewaltfreier Kommunikation gewidmet. Das Ergebnis aus diesem gemeinsamen Prozess war unter anderem, die Koordinationsarbeit des vormaligen Kollektives aktiv zu öffnen und alle im Café Gagarin Arbeitenden als dem Kollektiv zugehörig zu erklären (und die frühere Unterscheidung zwischen dem zusätzliche Arbeit übernehmenden ‚Kollektiv‘ und anderen Mitarbeitenden aufzulösen), sowie erfahrenem Sexismus und Rassismus systematisch auf Plena Raum zu geben und aktive Bearbeitung anzugehen. Auch die arbeitsrechtlichen Vorwürfe können wir absolut nicht nachvollziehen. Die Anstellungsverhältnisse sind allen von Anfang an transparent und alle haben dieselben Arbeitsverträge gemäß Kollektivvertrag Gastronomie. Wir sind ein solidarökonomischer Betrieb, alles übrig bleibende Geld wird solidarisch, bedürfnisorientiert und transparent an alle im Gagarin Arbeitenden umverteilt, bzw. es wird gemeinsam beschlossen, wofür dieses verwendet wird (Renovierungen, Anschaffung neuer Arbeitsmittel, etc...). Aufgrund der Corona bedingten Schließungen in den letzten 2 Jahren waren unsere Mittel sehr begrenzt, trotzdem haben wir Mitarbeiter*innen in besonders prekären Lebenssituationen gemeinsam unterstützt, dazu dient u.a. auch die kollektive Mitarbeiter*innenkassa (also unsere Trinkgeldkasse).

Zum Thema gewaltfreier Kommunikation haben wir z.B. nach unserer Klausur anonyme Feedback-Mechanismen zu Arbeitsabläufen und Kommunikationsregeln für schriftlichen Austausch eingeführt, um stressige Arbeitssituationen abzufedern und einen respektvollen Umgang miteinander einzuüben. Das wird nicht das Ende der Auseinandersetzung mit dem Thema sein: Wie in anderen Kollektiven gibt es auch im Café Gagarin Kollektiv Konflikte, die sich gerade im stressigen Arbeitsalltag der Gastronomie punktuell entladen können. Wir bringen diese systematisch auf unseren wöchentlichen und monatlichen Plena an die Oberfläche und bearbeiten sie gemeinsam kontinuierlich.

Wir sind gesprächsbereit gegenüber dem WAS und allen anderen Personen die offene Fragen an uns haben.

Das Café Gagarin Kollektiv

 

First Statement of Café Gagarin 19.5.22

On 10.5.2022 we received a letter from WAS (Wiener ArbeiterInnen Syndikat), in which Café Gagarin is accused of various accusations on the level of labor law, communication and structure (among others structural sexism and racism). At the end of the letter there was an unenumerated demand for payment of several 1000 Euros as well as the request to report back in writing with a statement on the allegations by 18.5.2022. There was no mention of a request for payment by 18.5.2022. The letter surprised us very much. Together we formulated a response letter with a concrete offer for a meeting to discuss open questions, as well as to clarify all financial issues with our payroll and tax consultants. Precisely because we are a group of more than 10 people, this jointly agreed formulation process also took the week within the set deadline. (Also this statement took a lot of coordination work and will be updated with time. Because we are so many people, forming opinions together takes time.) On the same evening we received a reply from WAS that if we do not pay the money, a campaign against Café Gagarin will be started the very same night: "Waiting until 3 weeks from now to "talk" to your tax firm is certainly not an option, ... we could all save ourselves a lot of problems if you would just pay up." (original above)

 

Part of our common collective practice is, among other things, to constantly deal with internal conflicts and structures. For example, last November we dedicated our 3-day Klausur with external facilitation to informal hierarchies, exposing and counteracting reproduced sexism and racism, and nonviolent communication. The result of this joint process was, among other things, to actively open up the coordination work of the former collective and to declare all those working in Café Gagarin as belonging to the collective (that is to dissolve a prior distinction between the ‘collective’, responsible for additional coordination work, and all other co-workers) as well as to systemically give space to experienced sexism and racism at plenums and to actively address it. We also cannot at all understand the accusations regarding labor law. The employment relationships are transparent to all from the beginning and all have the same employment contracts according to the collective agreement gastronomy. We are a business based on solidarity economy, all spare money is redistributed in a solidary, need-oriented and transparent way to all people working at Gagarin, or it is decided together what they will be used for (renovations, purchase of new equipment, etc...). Due to the Corona-related closures in the last 2 years, our funds were very limited, but we have nevertheless supported employees in particularly precarious life together, which is also the purpose of the collective employee fund (which constitutes our tip collection).

 

On the topic of non-violent communication, for example, we introduced anonymous feedback mechanisms on work processes and communication rules for written exchanges after our Klausur in order to soften stressful work situations and foster respectful interaction. This will not be the end of addressing the issue: As in other collectives, there are conflicts in the Café Gagarin collective, which can discharge selectively, especially in the stressful workday of the catering industry. We systemically bring such conflicts to the surface at our weekly and monthly plenums and work through them together on an ongoing basis.

We are ready to talk to the WAS and anyone else who has open questions for us.

The Café Gagarin Collective